Emailkunst

Wenn man von der Kunst des Emaillierens spricht, dann ist damit immer die Verbindung von zwei äußerst unterschiedlichen Stoffen gemeint: Zum einen von mehr oder weniger edlen Metallen, die als Träger fungieren, zum anderen von der in Pulverform zu verarbeitenden Emailfarbe, einer ebenso mehr oder weniger edlen glasartigen Substanz, die als Überzug der Trägermetalle zum Einsatz kommt und mit diesen durch einen Brennprozess verbunden wird. Der Technologie, deren Genese man im Mittelmeerraum drei Jahrtausende zurückdatieren kann, haftet also etwas Elementares, Alchemistisches, geradezu Geheimnisvolles an. Sehr zu Recht war das so zu ihren Blütezeiten, vor allem im byzantinischen Reich des frühen und hohen Mittelalters, wo die Ausfuhr von auf Goldblechen emaillierte Szenen und Figuren des Christentums, von Reliquiaren und Hoheitszeichen einer strengen staatlichen Kontrolle unterlagen. Von dort holten sich die Goldschmiede des Abendlandes, aus dem französischen Limousin oder aus den Klöstern der Rhein-Maas-Region etwa, die formalen und technischen Anregungen, um ihrerseits zum Teil Beachtliches zu schaffen. Barocke Goldschmiedekunst aus der Dresdner Dinglinger-Werkstatt und dann schon die phantastischen Schöpfungen von Lalique und Fabergé müssen genannt werden, wenn man im Eiltempo die populärsten Spitzenleistungen dieses heute im künstlerischen Zusammenhang nur noch äußerst selten in Erscheinung tretenden Handwerks herausheben möchte.

Die klassischen Techniken der Emailkunst sind der Grubenschmelz (franz.: Emaille champlevé) und der Zellenschmelz (franz.: Emaille cloisonné). In der historischen Regel wurden solch unterschiedliche handwerkliche Vorgehensweisen nicht gemischt. In der Blütezeit von Byzanz verstand man sich dort überragend auf den feinen Zellenschmelz. Er prägt aber auch die späteren chinesischen Kunstwerke. Der Erfolg der Limoger Manufakturen im Mittelalter beruhte dagegen auf dem grobförmigeren, nichtsdestoweniger aber auch ausdrucksstarken Grubenschmelz. War von Anfang an die Emailkunst immer eine Teildisziplin der Goldschmiedekunst, so wird sie es umso mehr in den üppigen Ensembles, die das Barock und spätere Epochen hervorbringen. Erst im 20sten Jahrhundert etabliert sie sich als ein Verfahren, das für sich selbst stehende Werke der Bildkunst ermöglicht. Dann kann es auch sein, dass die unterschiedlichen Verfahren miteinander kombiniert und auf diese Weise neue Ausdrucksweisen entwickelt werden.

 

Grubenschmelz

Bei dieser klassischen Technik der Emailkunst werden Vertiefungen, also Gruben, mit Salpetersäure in die Metallplatte geätzt, deren nicht zu ätzende Partien mit Wachs abgedeckt sind. Nach viele Stunden des Eintiefens kann dann die Platte geglüht, gereinigt und weiter bearbeitet werden. Dann werden die Emailpulver als feiner Brei in mehreren Schichten eingefüllt und jeweils nach dem Trocknen gebrannt. Das Ganze geschieht solange, bis die Grube übervoll ist und das Bild abschließend plan geschliffen werden kann

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Zellenschmelz

Bei der Technik des Zellenschmelzes werden Metallstege auf die voremaillierte Kupferplatte aufgelegt und durch Einschmelzen fixiert. Die Flächen zwischen den Stegen werden als Zellen bezeichnet. Sie werden anschließend mit Email entweder komplett aufgefüllt oder aber nur teilweise belegt. Ich interpretiere das Verfahren sehr frei mit großen Zwischenräumen zwischen den Drähten und unterschiedlichen Schichtstärken. Hier brenne ich besonders gerne Silberfolien zwischen die dünnen Emailschichten, damit das Licht funkelnd zurückgeworfen wird. 

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Schablonentechnik

Bei der Schablonentechnik wird die Farbe als feinsandiges Pulver durch eine Schablone auf die emailgrundierte Platte aufgesiebt und diese dann gebrannt. Als Schablonen kommen gelochte Bleche aus dem Baumarkt ebenso zum Einsatz wie selbstgeschnittene Kartons. Durch Kombination verschiedener Schablonen, durch deren Versetzen, durch den Einsatz deckender und transparenter Farben in beliebiger Reihenfolge und durch Variation der Brennzeiten entstehen immer wieder andere und überraschende Flächen. Zwanzig und mehr Brände einer Arbeit sind hier keine Seltenheit

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